presse wacht langsam auf
toller bericht in der ftd.
(abo erforderlich)
Agenda
Verängstigte Staaten
von Heike Buchter (New York) und Sebastian Dullien (Berlin)
Jahrelang haben die Amerikaner ihren Konsum über Pump finanziert und ihre Häuser belastet. Jetzt ist der Immobilienboom zu Ende. Die Angst vor einem Absturz der US-Konjunktur wächst.
Es klingt wie ein Hilfeschrei, nicht wie eine Anzeige: "489 950-$-Haus muss dieses Wochenende weg! Kinderspielturm im Wert von 1500 $ inklusive. Plus 2000 $ bar auf die Hand für Großbildfernseher oder eine neue Couch!", wirbt ein Hausbesitzer.
So mancher Amerikaner hat sich beim Kauf seines Eigenheims übernommen. Verzweifelte Verkäufer bieten alle denkbaren Extras: kostenlose Edeleinbauküchen, Swimmingpools oder Leihwagen. In den Regionen um die San Francisco Bay oder in Orlando, Florida bleiben Objekte wochenlang auf dem Markt und gehen oft nur mit heftigen Preisnachlässen weg.
Für viele Amerikaner ist das eine neue Erfahrung. In den vergangenen Jahren waren die Preise für Eigenheime extrem gestiegen, in manchen Gegenden haben sie sich gar verdoppelt. Noch vor wenigen Monaten tummelten sich zahlreiche Interessenten auf aussichtslosen Wartelisten.
Doch inzwischen liegen die Nerven blank: Ein entsetzter Makler berichtete einer Lokalzeitung, eine wütende Klientin habe ihr Telefon nach ihm geworfen. In den Vorstädten herrscht Häuserkampf, Verkaufswillige Hausbesitzer reißen nachts die "For Sale"-Schilder der Nachbarn aus der Erde. Auf Plakatwänden in New York werben leicht geschürzte Models in verführerischen Posen nicht für Telefonsex, sondern für neue Luxus-Apartmentgebäude - mit dem Slogan "Versuchen Sie das zu Hause".
Die Immobilienflaute ist mehr als ein Problem von Hausbesitzern. Skeptiker fürchten verheerende Folgen für die US-Konjunktur und damit auch für die der restlichen Welt. Die Ausgaben für Häuser und Wohnungen sind maßgeblich für den übrigen Konsum. "Der Immobilienmarkt ist so bedeutend geworden, dass er für mehr als ein Drittel des gesamten Stellenwachstums verantwortlich ist", sagt David Rosenberg, US-Volkswirt bei Merrill Lynch. Das Einbrechen der Bauwirtschaft war einer der zentralen Gründe, warum die US-Wirtschaft ihr Wachstum im Frühjahrsquartal auf 2,5 Prozent mehr als halbierte.
Einige Ökonomen befürchten Schlimmeres: "Die US-Wirtschaft wird nächstes Jahr in die Nähe einer Rezession kommen. Nach rund drei Prozent Wachstum könnte es 2007 nur ein Plus von unter einem Prozent geben", sagt Ian Shepherdson, US-Chefvolkswirt des Beratungsdienstes High Frequency Economics.
Gemessen an den Zahlen der Baubranche kommen ungemütliche Zeiten auf die US-Wirtschaft zu. Die Heftigkeit, mit der dieser Sektor zuletzt schrumpfte, überrascht selbst die Pessimisten unter den Ökonomen. So begann die Zahl der Neubauverkäufe schon im vergangenen Jahr langsam nachzugeben, dann stieg der Bestand an unverkauften Immobilien, vor allem im Osten und Nordosten der USA. Zuletzt wurden rund elf Prozent weniger Neubauten verkauft als vor einem Jahr.
Gefährlich ist das Ganze für die US-Wirtschaft vor allem, weil nicht nur der Wohnungsbau, sondern auch der Konsum empfindlich getroffen wird. "Jeder Dollar, der für den Wohnungsbau ausgegeben wird, zieht 30 Cent an Konsumausgaben nach sich", sagt David Milleker, US-Experte der Allianz Gruppe. Bei einem Neubau würden oft auch neue Einrichtungsgegenstände gekauft. Kommt der Bauboom zu einem Ende, leiden auch die Verkäufe von Küchen und Einrichtungshäuser.
Greenspan ist schuld
Verursacht hat die Überhitzung des Immobilienmarktes Alan Greenspan, der ehemalige Chef der US-Notenbank. Nach dem verlustreichen Ende des Börsenbooms und den Terroranschlägen des 11. September drohte die US-Wirtschaft in eine schwere Rezession zu rutschen. Der Fed-Chef senkte daraufhin die Zinsen auf das niedrigste Niveau seit 45 Jahren. Dabei setzte Greenspan auf die Hypotheken-Geldmaschine.
Im Gegensatz zu zentraleuropäischen Gepflogenheiten nutzen die Eigenheimbesitzer in den USA fallende Zinsen, um eine höhere Hypothek auf ihr Heim aufzunehmen. Je höher die Preise der Immobilien stiegen, desto leichter konnten die Amerikaner ihren übrigen Konsum finanzieren: neue Autos, neue Fernseher oder Reisen.
Zeitweise machte diese Einkommensquelle in den vergangenen Jahren mehr als 400 Mrd. $ pro Jahr aus (jmf: in 2005 ca. 700-800 mrd $). "Die Daten deuten nun darauf hin, dass die Hauspreise ihren Höhepunkt überschritten haben und langsam nach unten tendieren", heißt es in einer aktuellen Studie von Goldman Sachs. "Damit steigt das potenzielle Risiko für den Konsum."
Der Kaufrausch ebbt offenbar bereits ab: Von April bis Juni stiegen die Konsumausgaben nur noch um 2,5 Prozent - im ersten Quartal 2006 waren es noch 4,8 Prozent gewesen. Für zusätzliche Nervosität sorgen Nachrichten vom Automarkt: Demnach ist der amerikanische Markt für Neuwagenverkäufe im Vergleich zum Vorjahr um 17,4 Prozent geschrumpft. Ob dies allerdings Schlüsse auf den Konsum zulässt, ist fraglich. Der Rückgang könnte ein Effekt in der Statistik sein, denn in der Vergangenheit hatten die US-Konzerne mit attraktiven Angeboten gelockt, als das Geschäft mit Geländewagen und Pick-ups wegen der hohen Spritpreise zu bröckeln anfing.
An den Zahlen des Immobilienmarkts lässt sich hingegen kaum deuteln. Die Frage, die Hausbesitzer, Volkswirte, Zentralbanker, Investoren und Bauunternehmer plagt, ist nicht, ob oder wann der Boom zu Ende geht - sondern wie schnell. Geht der Blase langsam die Luft aus, oder platzt sie?
Der entscheidende Faktor könnten die Spekulanten sein. "Diese Käufer könnten schnell das Interesse verlieren und damit den Preisverfall mangels Nachfrage noch verschärfen", warnt William Wheaton, Ökonom am Massachusetts Institute of Technology.
Selbst Prominente haben ein Vermögen in den Sand gesetzt. Ivana Trump wollte ihrem Ex-Mann, dem Immobilienmilliardär Donald Trump, nacheifern und plante einen Wohnturm mit 80 Stockwerken in Las Vegas, am berühmten "Strip". Es sollte der größte Wohnturm der Westküste werden - doch inzwischen musste das ehemalige Model die ehrgeizigen Pläne wieder begraben. Auch Schauspieler George Clooney stand in der Spielerstadt für ein Gebäude Pate, das nie fertig geworden ist, aber immerhin ein Investitionsvolumen von 3 Mrd. $ verschlungen hat.
Robert Shiller, Ökonomieprofessor an der Universität Yale, befürchtet, dass der Immobilienmarkt auch für andere zum finanziellen Risiko wird. "Platzt die Immobilienblase, hätte das für Amerika gravierendere Auswirkungen als der Zusammenbruch des Dotcom-Marktes Ende der 90er Jahre", sagt er. Aktien sind laut Shiller immer noch eine Geldanlage für Besserverdienende, in Immobilien hat in Amerika fast jeder investiert.
Belastung bis 2010
Die meisten Volkswirte haben inzwischen eine schnelle Rückkehr der US-Wirtschaft zu Wachstumsraten von mehr als drei Prozent abgeschrieben. "Die Abkühlung am Immobilienmarkt könnte bis 2008, eventuell sogar bis 2009 oder 2010 das Wachstum belasten", sagt Goldman-Sachs-Ökonom Jan Hatzius. Nachdem der Immobilienboom in den vergangenen Jahren das Wachstum jedes Jahr um einen Prozentpunkt hochgepäppelt hat, dürfte es nun jährlich 1,5 Punkte Wachstum kosten - genug, um Amerikas Wirtschaft lange unter das eigene Potenzial zu drücken.
So fürchtet auch Ian Shepherdson, dass die Korrektur am Immobilienmarkt über Jahre das Wachstum dämpfen könnte." Das letzte Mal, als der US-Hausmarkt Ende der 70er Jahre eine ähnliche Übertreibung erlebt hatte, dauerte es vier Jahre, bis die Folgen überstanden waren", sagt er.
Erste Volkswirte sprechen gar von einer Rezession. "Das Wachstum wird zum Jahresende zum Stillstand kommen", sagt etwa Nouriel Roubini vom anerkannten Beratungsdienst RGE Monitor. "Im kommenden Jahr wird die Wirtschaftsleistung dann schrumpfen." Der US-Verbraucher sei nach Jahren Immobilien- und Konsumboom derart hoch verschuldet, dass er ein Ende des Hauspreisanstiegs nicht ohne weiteres wegstecken könne, so Roubini.
Dagegen spricht nach Einschätzung der breiten Mehrheit der Ökonomen allerdings, dass sich der Immobilienabschwung derzeit auf Teile der USA beschränkt. "An der Westküste ist nur wenig gebaut worden", sagt Milleker. Gleichzeitig wachse dort die Bevölkerung noch kräftig. Es gebe keinen Grund anzunehmen, dass diese Märkte ebenso wegknickten wie jene an der Ostküste. "Ich erwarte keine Implosion der Hauspreise in den USA, sondern ein langsames Entweichen der Luft aus der Blase", sagt auch Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank. (jmf: totaler unfug. dort wurde gebaut wie verrückt. nur leider so das z.b. in californien sich nur ca.5% der durchschnittsverdiener ne immobilie leisten können. norbert walter? bitte nicht noch einer der zeuge der ersten sanften korrektur nach ne blase werden will. wäre das 8. weltwunder. ausserdem ist der crash doch jetzt schon komplett in gange. wäre sonst auch keine geschichte in der presse geworden.)
Trotzdem sind auch die Optimisten vorsichtig. "Das Risiko einer Rezession ist durchaus vorhanden", sagt Milleker, "man kann nie genau wissen, wie sich eine Blase am Immobilienmarkt auflöst."
Trotz aller düsteren Prophezeiung, ihren Humor haben die Amerikaner noch nicht verloren. So erzählt man sich in New York gerne den Witz von jenem Ehepaar, das seine Zweizimmerwohnung in Manhattan verkaufte, um von dem Erlös die Virgin Islands zu erwerben.
Aus der FTD vom 03.08.2006© 2006 Financial Times Deutschland, © Illustration: ftd.de
gruß
jan-martin
(abo erforderlich)
Agenda
Verängstigte Staaten
von Heike Buchter (New York) und Sebastian Dullien (Berlin)
Jahrelang haben die Amerikaner ihren Konsum über Pump finanziert und ihre Häuser belastet. Jetzt ist der Immobilienboom zu Ende. Die Angst vor einem Absturz der US-Konjunktur wächst.
Es klingt wie ein Hilfeschrei, nicht wie eine Anzeige: "489 950-$-Haus muss dieses Wochenende weg! Kinderspielturm im Wert von 1500 $ inklusive. Plus 2000 $ bar auf die Hand für Großbildfernseher oder eine neue Couch!", wirbt ein Hausbesitzer.
So mancher Amerikaner hat sich beim Kauf seines Eigenheims übernommen. Verzweifelte Verkäufer bieten alle denkbaren Extras: kostenlose Edeleinbauküchen, Swimmingpools oder Leihwagen. In den Regionen um die San Francisco Bay oder in Orlando, Florida bleiben Objekte wochenlang auf dem Markt und gehen oft nur mit heftigen Preisnachlässen weg.
Für viele Amerikaner ist das eine neue Erfahrung. In den vergangenen Jahren waren die Preise für Eigenheime extrem gestiegen, in manchen Gegenden haben sie sich gar verdoppelt. Noch vor wenigen Monaten tummelten sich zahlreiche Interessenten auf aussichtslosen Wartelisten.
Doch inzwischen liegen die Nerven blank: Ein entsetzter Makler berichtete einer Lokalzeitung, eine wütende Klientin habe ihr Telefon nach ihm geworfen. In den Vorstädten herrscht Häuserkampf, Verkaufswillige Hausbesitzer reißen nachts die "For Sale"-Schilder der Nachbarn aus der Erde. Auf Plakatwänden in New York werben leicht geschürzte Models in verführerischen Posen nicht für Telefonsex, sondern für neue Luxus-Apartmentgebäude - mit dem Slogan "Versuchen Sie das zu Hause".
Die Immobilienflaute ist mehr als ein Problem von Hausbesitzern. Skeptiker fürchten verheerende Folgen für die US-Konjunktur und damit auch für die der restlichen Welt. Die Ausgaben für Häuser und Wohnungen sind maßgeblich für den übrigen Konsum. "Der Immobilienmarkt ist so bedeutend geworden, dass er für mehr als ein Drittel des gesamten Stellenwachstums verantwortlich ist", sagt David Rosenberg, US-Volkswirt bei Merrill Lynch. Das Einbrechen der Bauwirtschaft war einer der zentralen Gründe, warum die US-Wirtschaft ihr Wachstum im Frühjahrsquartal auf 2,5 Prozent mehr als halbierte.
Einige Ökonomen befürchten Schlimmeres: "Die US-Wirtschaft wird nächstes Jahr in die Nähe einer Rezession kommen. Nach rund drei Prozent Wachstum könnte es 2007 nur ein Plus von unter einem Prozent geben", sagt Ian Shepherdson, US-Chefvolkswirt des Beratungsdienstes High Frequency Economics.
Gemessen an den Zahlen der Baubranche kommen ungemütliche Zeiten auf die US-Wirtschaft zu. Die Heftigkeit, mit der dieser Sektor zuletzt schrumpfte, überrascht selbst die Pessimisten unter den Ökonomen. So begann die Zahl der Neubauverkäufe schon im vergangenen Jahr langsam nachzugeben, dann stieg der Bestand an unverkauften Immobilien, vor allem im Osten und Nordosten der USA. Zuletzt wurden rund elf Prozent weniger Neubauten verkauft als vor einem Jahr.
Gefährlich ist das Ganze für die US-Wirtschaft vor allem, weil nicht nur der Wohnungsbau, sondern auch der Konsum empfindlich getroffen wird. "Jeder Dollar, der für den Wohnungsbau ausgegeben wird, zieht 30 Cent an Konsumausgaben nach sich", sagt David Milleker, US-Experte der Allianz Gruppe. Bei einem Neubau würden oft auch neue Einrichtungsgegenstände gekauft. Kommt der Bauboom zu einem Ende, leiden auch die Verkäufe von Küchen und Einrichtungshäuser.
Greenspan ist schuld
Verursacht hat die Überhitzung des Immobilienmarktes Alan Greenspan, der ehemalige Chef der US-Notenbank. Nach dem verlustreichen Ende des Börsenbooms und den Terroranschlägen des 11. September drohte die US-Wirtschaft in eine schwere Rezession zu rutschen. Der Fed-Chef senkte daraufhin die Zinsen auf das niedrigste Niveau seit 45 Jahren. Dabei setzte Greenspan auf die Hypotheken-Geldmaschine.
Im Gegensatz zu zentraleuropäischen Gepflogenheiten nutzen die Eigenheimbesitzer in den USA fallende Zinsen, um eine höhere Hypothek auf ihr Heim aufzunehmen. Je höher die Preise der Immobilien stiegen, desto leichter konnten die Amerikaner ihren übrigen Konsum finanzieren: neue Autos, neue Fernseher oder Reisen.
Zeitweise machte diese Einkommensquelle in den vergangenen Jahren mehr als 400 Mrd. $ pro Jahr aus (jmf: in 2005 ca. 700-800 mrd $). "Die Daten deuten nun darauf hin, dass die Hauspreise ihren Höhepunkt überschritten haben und langsam nach unten tendieren", heißt es in einer aktuellen Studie von Goldman Sachs. "Damit steigt das potenzielle Risiko für den Konsum."
Der Kaufrausch ebbt offenbar bereits ab: Von April bis Juni stiegen die Konsumausgaben nur noch um 2,5 Prozent - im ersten Quartal 2006 waren es noch 4,8 Prozent gewesen. Für zusätzliche Nervosität sorgen Nachrichten vom Automarkt: Demnach ist der amerikanische Markt für Neuwagenverkäufe im Vergleich zum Vorjahr um 17,4 Prozent geschrumpft. Ob dies allerdings Schlüsse auf den Konsum zulässt, ist fraglich. Der Rückgang könnte ein Effekt in der Statistik sein, denn in der Vergangenheit hatten die US-Konzerne mit attraktiven Angeboten gelockt, als das Geschäft mit Geländewagen und Pick-ups wegen der hohen Spritpreise zu bröckeln anfing.
An den Zahlen des Immobilienmarkts lässt sich hingegen kaum deuteln. Die Frage, die Hausbesitzer, Volkswirte, Zentralbanker, Investoren und Bauunternehmer plagt, ist nicht, ob oder wann der Boom zu Ende geht - sondern wie schnell. Geht der Blase langsam die Luft aus, oder platzt sie?
Der entscheidende Faktor könnten die Spekulanten sein. "Diese Käufer könnten schnell das Interesse verlieren und damit den Preisverfall mangels Nachfrage noch verschärfen", warnt William Wheaton, Ökonom am Massachusetts Institute of Technology.
Selbst Prominente haben ein Vermögen in den Sand gesetzt. Ivana Trump wollte ihrem Ex-Mann, dem Immobilienmilliardär Donald Trump, nacheifern und plante einen Wohnturm mit 80 Stockwerken in Las Vegas, am berühmten "Strip". Es sollte der größte Wohnturm der Westküste werden - doch inzwischen musste das ehemalige Model die ehrgeizigen Pläne wieder begraben. Auch Schauspieler George Clooney stand in der Spielerstadt für ein Gebäude Pate, das nie fertig geworden ist, aber immerhin ein Investitionsvolumen von 3 Mrd. $ verschlungen hat.
Robert Shiller, Ökonomieprofessor an der Universität Yale, befürchtet, dass der Immobilienmarkt auch für andere zum finanziellen Risiko wird. "Platzt die Immobilienblase, hätte das für Amerika gravierendere Auswirkungen als der Zusammenbruch des Dotcom-Marktes Ende der 90er Jahre", sagt er. Aktien sind laut Shiller immer noch eine Geldanlage für Besserverdienende, in Immobilien hat in Amerika fast jeder investiert.
Belastung bis 2010
Die meisten Volkswirte haben inzwischen eine schnelle Rückkehr der US-Wirtschaft zu Wachstumsraten von mehr als drei Prozent abgeschrieben. "Die Abkühlung am Immobilienmarkt könnte bis 2008, eventuell sogar bis 2009 oder 2010 das Wachstum belasten", sagt Goldman-Sachs-Ökonom Jan Hatzius. Nachdem der Immobilienboom in den vergangenen Jahren das Wachstum jedes Jahr um einen Prozentpunkt hochgepäppelt hat, dürfte es nun jährlich 1,5 Punkte Wachstum kosten - genug, um Amerikas Wirtschaft lange unter das eigene Potenzial zu drücken.
So fürchtet auch Ian Shepherdson, dass die Korrektur am Immobilienmarkt über Jahre das Wachstum dämpfen könnte." Das letzte Mal, als der US-Hausmarkt Ende der 70er Jahre eine ähnliche Übertreibung erlebt hatte, dauerte es vier Jahre, bis die Folgen überstanden waren", sagt er.
Erste Volkswirte sprechen gar von einer Rezession. "Das Wachstum wird zum Jahresende zum Stillstand kommen", sagt etwa Nouriel Roubini vom anerkannten Beratungsdienst RGE Monitor. "Im kommenden Jahr wird die Wirtschaftsleistung dann schrumpfen." Der US-Verbraucher sei nach Jahren Immobilien- und Konsumboom derart hoch verschuldet, dass er ein Ende des Hauspreisanstiegs nicht ohne weiteres wegstecken könne, so Roubini.
Dagegen spricht nach Einschätzung der breiten Mehrheit der Ökonomen allerdings, dass sich der Immobilienabschwung derzeit auf Teile der USA beschränkt. "An der Westküste ist nur wenig gebaut worden", sagt Milleker. Gleichzeitig wachse dort die Bevölkerung noch kräftig. Es gebe keinen Grund anzunehmen, dass diese Märkte ebenso wegknickten wie jene an der Ostküste. "Ich erwarte keine Implosion der Hauspreise in den USA, sondern ein langsames Entweichen der Luft aus der Blase", sagt auch Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank. (jmf: totaler unfug. dort wurde gebaut wie verrückt. nur leider so das z.b. in californien sich nur ca.5% der durchschnittsverdiener ne immobilie leisten können. norbert walter? bitte nicht noch einer der zeuge der ersten sanften korrektur nach ne blase werden will. wäre das 8. weltwunder. ausserdem ist der crash doch jetzt schon komplett in gange. wäre sonst auch keine geschichte in der presse geworden.)
Trotzdem sind auch die Optimisten vorsichtig. "Das Risiko einer Rezession ist durchaus vorhanden", sagt Milleker, "man kann nie genau wissen, wie sich eine Blase am Immobilienmarkt auflöst."
Trotz aller düsteren Prophezeiung, ihren Humor haben die Amerikaner noch nicht verloren. So erzählt man sich in New York gerne den Witz von jenem Ehepaar, das seine Zweizimmerwohnung in Manhattan verkaufte, um von dem Erlös die Virgin Islands zu erwerben.
Aus der FTD vom 03.08.2006© 2006 Financial Times Deutschland, © Illustration: ftd.de
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